(djd) Flachdächer erleben in der Architektur eine Renaissance. Sie gelten als Bekenntnis zum Wesentlichen, sind praktisch, technisch ausgereift und generieren in Großstädten, wo jeder Quadratmeter Goldstaub ist, zusätzliche Nutzfläche. Mit einem Flachdach lässt sich das obere Geschoss optimal zum Wohnen nutzen, da es keine Schrägen gibt. Es generiert gegenüber einem Satteldach, je nach Neigung, zusätzliche 15 bis 30 Prozent Wohnfläche. Gleichzeitig ist das Flachdach die empfindlichste Stelle des Hauses, da es UV-Strahlung, Temperaturdifferenzen oder Hagelschlag besonders ausgesetzt ist. Gerade deshalb ist es sinnvoll, sowohl bei der Sanierung als auch beim Neubau mit entsprechenden Maßnahmen die Lebensdauer des Flachdachs zu verlängern und gleichzeitig den Wartungsaufwand zu minimieren.

Warmdach versus Umkehrdach

Die richtige Dämmung ist das entscheidende Kriterium für die Lebensdauer des Dachs sowie die Höhe der Heizkosten. Da die Dämmung in einem Standard-Warmdach unter der Dachhaut liegt, ist hier zwingend eine Dampfsperre notwendig. Darauf kann beim Umkehrdach verzichtet werden, da das Dämmmaterial XPS über der Abdichtung liegt, es diffusionsoffen ausgeführt wird und durch das Aufbringen der Abdichtung direkt auf der Betondecke kein Wasser eingeschlossen werden kann, das durch eine Dampfausgleichsschicht abgeführt werden müsste. Ein Umkehrdach schützt zusätzlich vor mechanischen Beschädigungen, UV-Versprödung und extremen Temperaturwechseln, was ganz nebenbei, die Lebensdauer deutlich erhöht. Einzige Voraussetzung: Die Unterkonstruktion muss für ein Flächengewicht von 250 Kilogramm pro Quadratmetern ausgelegt sein.

Ein Gründach dämmt doppelt

Ein Umkehrdach lässt sich unproblematisch zum Gründach umrüsten. So erhält man zusätzlich Nutzfläche, die als Terrasse, Garten und Rückzugsort dienen kann. Die zusätzliche Vegetations- und Substratschicht schafft eine zweite natürliche Dämmschicht und schützt gleichzeitig die Abdichtung des Flachdachs. Das Fraunhofer-Institut schätzt die Lebensdauer eines Gründachs, das als Umkehrdach konzipiert ist, auf 40 Jahre. Zum Vergleich: Ein Warmdach bleibt im Schnitt 15 bis 25 Jahre intakt.

Kosten und Förderung

Wer sein Kies-Flachdach zum Umkehrdach umrüstet, muss mit 15 bis 25 Euro pro Quadratmeter rechnen. Die Kosten für eine extensive Dachbegrünung belaufen sich auf 25 bis 35 Euro je Quadratmeter, eine intensive Dachbegrünung kostet dagegen rund doppelt so viel. Im KfW-Programm "Energieeffizient Sanieren" wird die Anlage eines Gründaches als Wärmedämmung mit zinsgünstigen Krediten bis 50.000 Euro als Einzelmaßnahme und bis 100.000 Euro bei der Sanierung zum KfW-Effizienzhaus gefördert.

Extensives Gründach als wartungsfreier Aufbau:

  • Die Begrünung erfolgt mit Moosen, Kräuter und Sukkulenten.
  • Diese benötigen eine Aufbaudicke von lediglich 10 bis 20 Zentimeter.
  • Durch das geringe Gewicht von 50 bis 60 Kilo pro Quadratmeter reicht die Stabilität einer Kies-Dachkonstruktion zur Umwandlung in ein Gründach aus.
  • Sonnige Standorte sind für eine extensive Dachbegrünung am besten geeignet. Auch halbschattige Lagen eignen sich bei entsprechender Pflanzenauswahl und Vermeidung von Staunässe.
  • Bis auf die Anfangszeit ist eine langfristige Pflege nicht nötig.