(djd) Noch bis vor wenigen Jahren war eine Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus oft gleichbedeutend mit einer langen Leidensgeschichte. Denn die verfügbare Behandlung gegen diese virusbedingte Leberentzündung schlug in vielen Fällen nicht an, war langwierig und mit teilweise sehr starken Nebenwirkungen verbunden. Das änderte sich 2014 schlagartig, als neue Medikamente auf den Markt kamen, die das Hepatitis-C-Virus direkt bekämpfen und in der Regel bei 95 Prozent der Betroffenen oder mehr innerhalb weniger Monate eine völlige Heilung bewirken können.

Bundesweite Aufklärungskampagne gestartet

Unbehandelt kann die Krankheit zu Leberzirrhose, Leberversagen, Leberzellkrebs und schließlich zum Tod führen. Doch trotz des medizinischen Fortschritts leben heutzutage in Deutschland noch immer etwa 250.000 Menschen mit Hepatitis C. Und von diesen wissen Expertenschätzungen zufolge ungefähr 100.000 nichts von ihrer Erkrankung. Dabei ist die Diagnose ganz einfach möglich: Per Bluttest, den jeder Hausarzt veranlassen kann. Dieser kleine Test mit dem großen Nutzen wird dann durchgeführt, wenn ein Verdacht auf Hepatitis C besteht.

Oft wird Hepatitis C erst Jahre nach einer Infektion entdeckt, da die Erkrankung anfangs häufig still verläuft und nur milde, unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit oder Druck im rechten Oberbauch hervorruft. Auch glauben einer repräsentativen Umfrage zufolge nur sieben Prozent der Bevölkerung, dass sie schon einmal Kontakt mit dem Virus gehabt haben könnten - oft ein fataler Irrtum. Um das Bewusstsein für die Krankheit zu schärfen und Hepatitis C in Deutschland einzudämmen bzw. langfristig zu eliminieren, wurde deshalb im Mai die bundesweite Aufklärungskampagne "Bist du Chris?" gestartet. Sie soll jeden ermuntern, sein bisheriges Leben Revue passieren zu lassen, sich zu fragen, ob man möglicherweise einem Risiko ausgesetzt war und sich im Zweifel testen zu lassen.

Einige Menschen tragen ein erhöhtes Risiko

Doch wer könnte nun "Chris" sein, also zu den Betroffenen gehören? Prinzipiell jeder, doch es gibt Gruppen mit besonderem Risiko. Dazu gehören etwa Menschen, die vor 1992 eine Bluttransfusion erhalten haben, Angehörige von medizinischen Berufen, Drogenkonsumenten, die Spritzen mit anderen teilen, und Personen, bei denen medizinische Eingriffe, Tätowierungen oder Piercings unter nicht sterilen Bedingungen durchgeführt wurden - unter www.bist-du-chris.de findet sich ein übersichtlicher anonymer Risikocheck. Beim geringsten Verdacht sollte man einen Arzt informieren, der dann die Diagnose stellen und die Therapie einleiten kann.