(djd) Häufiger als man denkt sind Männer von Hormonmangelsituationen betroffen. So können zu niedrige Spiegel des wichtigsten männlichen Sexualhormons Testosteron zahlreiche gesundheitliche Probleme auslösen. Etwa jeder fünfte Mann um die 60 ist von diesem sogenannten Hypogonadismus betroffen. Sinkende Testosteronspiegel können dabei ganz unterschiedliche Gründe haben: "Das Absinken ist weniger mit dem Alter assoziiert als mit erworbenen Risikofaktoren wie etwa Dauerstress, Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes", erklärt Dr. Uwe Höller, Facharzt für Innere Medizin mit den Spezialgebieten Präventive Medizin und Männergesundheit aus Bergisch Gladbach. Gerade bei jüngeren Männern kommen auch Chromosomenstörungen wie das Klinefelter-Syndrom, Schädigungen der Hoden durch Entzündungen oder der Verlust eines Hodens als Ursachen infrage.

Da die Testosteronwerte individuell sehr unterschiedlich sein können, raten die Fachgesellschaften für Männergesundheit dazu, schon mit etwa 25 Jahren einen ersten Test machen zu lassen, um individuelle Schwankungen über die Jahre zu erfassen. "Bei Vorliegen der genannten Risikofaktoren empfehle ich altersunabhängig jährliche Kontrollen", sagt Dr. Höller. Wie Prof. Michael Zitzmann, Endokrinologe und Androloge am Universitätsklinikum Münster, betont, sollten Labortests immer im Zusammenhang mit dem Gesamtbefinden betrachtet werden: "Eine Behandlung von niedrigen Testosteronspiegeln ist nötig, wenn diese Symptome auslösen. Reine Laborwerte sollte man nicht behandeln." Die Symptome für einen Testosteronmangel seien Libidoverlust, Antriebslosigkeit, abnehmende Muskelmasse, starkes Schwitzen und Hitzewallungen.

Individuelle Behandlung

Leiden Männer unter Beschwerden und wird ein zu niedriger Testosteronspiegel festgestellt, setzen die Experten auf eine gezielte Behandlung. "Eine kontrollierte Testosteron-Ersatztherapie ist recht wenig risikobehaftet", erläutert Dr. Höller. "Für eine besonders risikoarme Behandlung sollten die Testosteronspiegel in den mittleren Normbereich angehoben werden." Zur Behandlung werden Depotspritzen oder Testosteron-Gele zum Auftragen auf die Haut eingesetzt, wobei mit Gel individueller und feiner dosiert werden könne. Trotz geringer Risiken kann es wie bei jedem wirksamen Medikament auch Nebenwirkungen geben. Dazu erklärt Prof. Frank Sommer, Urologe, Androloge, Sportmediziner und weltweit einziger Universitätsprofessor für Männergesundheit aus Hamburg: "Die Körperbehaarung kann zunehmen. Bei einigen Patienten steigt auch die Zahl der roten Blutkörperchen, was der Arzt aber regelmäßig überprüfen würde. Andere Männer berichten über eine Gewichtszunahme durch wachsende Muskulatur oder die Ansammlung von Wasser." Wichtig sei, unter der Therapie regelmäßig Brust und Prostata untersuchen zu lassen. "Auch die Familienplanung sollte geklärt sein, denn von außen zugeführtes Testosteron verringert die Qualität und Anzahl der Spermien", so der Experte. Mit Absetzen des Testosterons steigt die Spermienproduktion aber laut Dr. Höller innerhalb einiger Monate wieder an. Nur bei starken Überdosierungen, wie sie manchmal in der Bodybuilder-Szene vorkommen, seien dauerhafte Schäden möglich.

Langfristige Anwendung möglich

Die empfohlene Anwendungsdauer für Testosteron-Gel liegt bei neun bis 24 Monaten. Die Mindestdauer von neun Monaten sei darin begründet, dass die volle Wirkung erst nach dieser Zeitspanne eintrete. Laut Prof. Sommer ist bei entsprechenden Krankheitsbildern sogar eine lebenslange Zuführung möglich. Diese lindere nicht nur die körperlichen Symptome: "Studien konnten zeigen, dass durch einen Testosteronmangel hervorgerufene depressive Verstimmungen sich unter einer hormonellen Therapie bessern."

Weitere Informationen im Internet

Auf dem Männergesundheitsportal mannvital.de gibt es Infos rund um das Thema Testosteron und einen Symptomcheck. Auf experten-im-chat.de findet man ein Chatprotokoll mit Fragen und Expertenantworten. Das Infoportal Onmeda widmet sich dem Thema unter onmeda.de/krankheiten/testosteronmangel_beim_mann.html.